was erscheint nicht im ersten augenblick einfacher & zugleich originärer als eine idee durch den pinsel mit farbe in wasser verdünnt auf papier fließen zu lassen? - & erweist sich dann bei der umsetzung als umso schwieriger, dies konzentriert, gefasst & doch locker & spontan wie sicher in wenigen minuten zu tun? - bei der virtuellen begegnung eines gleichnishaften tropfen-im-ozean mit einem tsunami stünden sich gegensätzliche welten gegenüber. - wie literarisch gesehen dies dem aufmerksamen leser bei der parallelen lektüre von zwei büchern mit den titeln "zen oder die kunst des bogenschiessens" & "limits oder biathlon gedoped" passieren könnte.
Franz Liszt´ konterfei als synästhetisches antlitz
& handfingerspiel – der komponist outete sich mehrmals als synästhet: oft werden seine
sätze bei einer orchesterprobe in Weimar zitiert, als er die musiker bat,
"ein bißchen blauer" zu spielen, weil es die tonart erforderte, wie
auch: "das ist ein tiefes violett, ich bitte, sich danach zu richten! nicht
so rosa!" (aus der Neuen Berliner Musikzeitung, Jg. 49, 29.8.1895.) Ich
hielt es daher bei der arbeit zu diesen portraits des komponisten fuer legitim, mir selber vorzusagen: „bitte
mehr handlung, mehr hände ins spiel, in die farbe, ins gesicht!“, - als wäre ich bei einer Liszt´schen piano-performance zugegen gewesen.
seasonal aggregates I-IV / helices
"wo endet die kunst, wann beginnt die mode?"
näheres zu den folgenden bildern & ihrer jeweiligen entstehunggeschichte findet man auf meinem blog poesis & crisis:
Die arbeiten zu seasonal aggregates sind sämtlich mit AquaBrique in experimenteller aquarelltechnik gefertigt.
lake-a-loon & lake-a-like
lake - a - loon - die ballonhülle umschließt eine virtuelle entität. in den folgenden aquarellen hat sich mir diese abgeschlossene atmosphäre im ballon als geeigneter rahmen für die abhandlung verschiedener themata angeboten. die serie lake-a-loon folgte der serie lake-a-like, die einzelnen zyklen wurden jeweils 2007 (lake-a-loon) & 2008 (lake-a-like) in der galerie des Stadtmuseums Rust gezeigt, zu diesem anlass hatten artstage und ich einen eigenen blog eröffnet, hier einsehbar:
die verwendeten papiere sind bei beiden bilderfolgen gleicher machart: handgeschöpftes Ecus Sistina ca. 50 x 70 cm aus einer öberösterreichischen papiermühle, die seit dem frühen tod von Christian Pickat leider nicht mehr existiert. Ich hatte ein paar blätter jahrelang unbenutzt in einem planschrank gelagert, bis Ich dieses papier als ideal für meine aquarellarbeit entdeckte. über umständliche recherchen konnte ich die letzten restposten davon noch zusammenkaufen & meine geplante arbeit darauf umsetzen.
mercy, mercy, mercy
"diesen Sommer habe ich festgestellt, dass es wahrscheinlich notwendig war, an jene Grenzen zu stoßen, um mich innerhalb dieser wieder freier im eigentlichen Medium zu bewegen. Das Element Wasser um mich war mir sehr behilflich dabei, um mich freizuschwimmen sozusagen." Andreas Roseneder verbringt diesen Sommer viel Zeit am Neusiedlersee. Während dieser intensiven Arbeitsphase hört er im Radio den Song Mercy, Mercy, Mercy und vom Tod des großen Jazzmusikers Joe Zawinul. Das regt Roseneder zu einer direkten Umsetzung der Musik Joe Zawinuls in der Naturlandschaft des Neusiedlersees an. Dabei entstehen Aquarelle voll Poesie und starker Farbintensität. Ein bildhafter Tribute an den großen Musiker. Jazzige Töne, die auf eine sanfte, leicht lyrische Grundstimmung treffen; eine expressionistische Wucht mit malerischer Sensibilität im Dialog. Für Roseneder ist es eine neue Initialzündung in seiner malerischen Entwicklung. Er schleudert grafische Fährten auf die rauchig erdigen Farbebenen, mit sonorem Bass im Hintergrund und voller Elan. Eine Zelebrierung der Geste, ein Hymnus auf die Sehnsucht nach gestischer Malerei und gestalterischem Erfindungsdrang. Saftige Materialschlachten, klangvoll, volltönend und von einer katalysatorischen Kraft...
Dr. Bernhard Dobrowsky, Kunstkritiker, Oktober 2007
gedankenfolgen zum aquarellieren am wasser
mit wasser am wasser im wasser
die wechselwirkung zwischen dem ort am wasser, dem licht & dem aquarellierenden ist eine ziemlich direkte & eindringliche. peinture en plein air ist werkstattfreiheit & fordert eine gewisse art von zwanglosigkeit & minimalistik, ist aber auch ausgesetztheit & setzt dabei bereitschaft für offenheit & spontaneität voraus: malen mit wasser direkt aus dem see zum beispiel.
das wasser ändert durch seine glatt oder gebrochen spiegelnde oberfläche das licht, durch seine kräuselnde oder wellige bewegung die formen, durch seine säuselnden oder rauschenden stimmen den geist.
die arbeit am wasser zwingt einen zur natur- & wetterbeobachtung ohne elektronische medien: der vorbeihuschende reiher hinterlässt einen flugschatten auf der retina, überraschend aufziehende gewitterwolken finden eingang in die umsetzung von licht & schatten auf dem papier, die aufgeladene atmosphäre spannt den körper & forciert die schnelle handbewegung übers papier. erste regentropfen mögen sich als dienlich erweisen oder aber eher eine große plane oder ein trockener unterstand.
ein radio oder handy ist unvorstellbar dabei: man suche sich am besten einen platz, den man sich für meditation vorstellen könnte & hält sich dafür überhaupt den ganzen tag frei von verpflichtungen oder plänen, denn nur in so einem von außen her mitteillosen loch lässt es sich konzentriert arbeiten.
- heutzutage oft ein ding der unmöglichkeit, Ich habe daher auf poesis & crisis im mai 2007 das aquarell als obsolet bezeichnet & geglaubt, diesem malmedium alle geheimnisse entlockt & seine grenzen ausgereizt zu haben. - glücklicherweise ein trugschluss meinerseits.
4. September 2007
aus dem archiv
das aquarell ist eine von mir mit periodischer vorliebe angewandte technik der malerei, & ich habe damit in in der vergangenheit auch immer wieder verschiedene zyklen gemalt. - daher dokumentierte ich hier zu aller erst ein paar aktuelle beispiele davon. da aber eine vollständige dokumentation meiner arbeit ebsoviel zeit erfordern würde wie die direkte arbeit an der eigentlichen kunst. - nun folgend bloß in marginaler kürze noch drei beispielgebende aquarellarbeiten aus serien der 90er-jahre: