ich mag die idee des konzeptionellen projectes: diese lebendigkeit in der umsetzung einer idee, ohne sogleich abgeschlossenes einzufordern. abgeleitet vom particip perfect des lateinischen verbes proiacere, dt. "vorwärtswerfen", scheint mir dieses agens hervorragend dazu geeignet, die tätigkeit der künstlerischen avant-gards zu beschreiben. - da ein project aber auch die gesamtheit vielseitiger vorgänge umfasst, welche die befriedigung der bedürfnisse eines auftraggebers zum ziel haben, sind hier der vollständigkeit halber auch solche schritte meiner aktionen dokumentiert - und abbildungen der daraus hervorgegangenen objekte, installationen wie auch bloß von spuren zu diesen produkten.
symposion "wood feels good"
im juli 2008 hatte ich die gelegenheit, an einem bildhauersymposion im südlichen Burgenland im kunstpark sued bei Olbendorf teilzunehmen. ursprünglich den bildhauer Rudolf Pinter dorthin begleitend, wurde ich vom bildhauer & projektleiter Paul Mühlbauer als maler für eine wandgestaltung des skulpturenparkes beauftragt. aber konfrontiert mit der kreativen vehemenz der teilnehmenden bildhauer sägte & schlug ich dann aus einem buchenstamm eine ca 4 meter hohe skulptur. in die stammmitte fügte ich als "herz" einen block edelserpentin der region. "mowl" hat heute ihren standort im kunstpark sued
ein blogbericht auf poesis & crisis über die spontanaktion hier:
zudem ein blogpost über den bildhauer Mühlbauer & den kunstpark sued zum nachlesen:
belle de jour
auf einladung zum kunstherbst 2001 "kunst in bewegung" im ORF-zentrum Eisenstadt realisierte ich mit Daniel Eselböck (video) & zwei weiblichen darstellerinnen eine performance, in deren folge ich die körper der zwei frauen mit den farben schwarz & weiß bemalte als projektionsfläche für ein zuvor aufgenommenes video mit bewegungsdetails der darstellerinnen. eine dokumentarische videofassung wird demnächst hier zu sehen sein.
missing link
eine ungefähr 3oojährige eibe, kurz vor der jahrtausendwende bei renovierungsarbeiten samt wurzel aus der erde des barocken schlossparkes Eisenstadt gerissen, inspirierte den bildhauer Rudolf Pinter & mich zu einer präsentation der anderen art. Gemeinsam mit Roland Pfeifer & Harald Michlits bauten wir in einer halle zur kunstmesse "art & spirit" in Neusiedl am See um den liegenden ebenstamm eine black box auf, innen mit ultraviolettem licht ausgestrahlt. Ich bemalte im dunklen der box teile des stammes, zweige & wurzeln mit uv-empfänglichen farben. der besucher wurde zur ausstellung durch eine schleuse in die dunkelheit der box geleitet & mit den im raum schwebenden farbkompositionen konfrontiert. der fotograf Hans Wetzelsdorfer hat damals einige details aus dem inneren der box dokumentiert:
DerTURM
"Unser Flugplatz in Trausdorf hat eine Landebahn, mehrere Hangars, einen Windsack, ein Landekreuz, eine Tankstelle, einen Kontrollturm und eine Kantine. Er hat alles, was einen Flugplatz ausmacht und ist doch nur eine Chimäre. Er hat keine Lizenz.
Wo früher das Knattern der Motoren zu hören war, bläht heute die Stille den Windsack auf. Es ist eine turbulente Stille, wie sie nur von grossen, ebenen Flächen aufsteigen kann.
Es ist kein Zufall, dass sich Andreas Roseneder im Auge dieses Taifuns der Lautlosigkeit niedergelassen hat. Der Turm ist sein Arbeitsplatz. Hier, mit dieser rauschenden Stille in den Ohren und einem Licht, wie es sich nur auf Flugplätzen zu manifestieren vermag, ist er mit seinen Farben auf der Suche nach einer Chimäre: nach der Wahrheit. Seine Bilder sind die unzähligen Stationen eines Kreuzweges, dessen Ende nicht abzusehen ist.
Wer die Bilder Roseneders richtig sehen kann, der kann sie früher oder später auch hören. Daran sollten sie denken, wenn sie die Bilder anschauen.
Auf Wiederhören!"
diesen prolog schrieb der ex-ORF-intendant, schauspieler & leidenschaftliche pilot Thaddäus Podgorkski 2001 für einen katalog zur ausstellung Andreas Roseneder: DYN:AMO / Birgit Sauer: WYSIWYG auf schloss Prösels in Südtirol. sie beschreiben stimmungsvoll die atmosphäre des ateliers im ehemaligen flugsicherungsturm am flugplatz Trausdorf, das der Bildhauer Rudolf Pinter & Andreas Roseneder ab 1997 als werkstatt & bühne verschiedener kunstaktionen betrieben, nach 2 jahren bis 2005 Andreas Roseneder alleine.
drei höhepunkte der zahlreichen aktionen:
Fundus
Im dezember 2001 räumte ich sämtliche planschränke, regale & lagerräume im flugsicherungsturm des flugplatzes Trausdorf aus, um mit den zeichnungen & bildern die wände aller räume des gebäudes vom boden weg & über die decken hinweg "auszupflastern". Ein einziger Bilderkomplex schwebte mir vor, nannte es auf der einladung zur schau "FUNDUS - auf einen Blick Einsicht in das Schaffen von Andreas Roseneder von 1971-2001", "über das vereinzelte zum unorthodox verstreutem". - Das publikum reagierte spontan wie überfordert mit "erschlagend" bis hin zu fasziniert mit "imposant". Ein bekannter kunstsammler nahm's wortwörtlich und 7 bilder mit.
The Painter The Image & The Dance
april/mai 1999: performance mit der Move On Professional Dance Group unter der leitung von tänzer Grant McDaniel. involviert in eine tanzchoreographie lässt sich der maler zu kohlezeichnungen anregen, auf der bühne in tanzbewegungen in 30 sekunden-abständen entsteht ein zyklus von zeichnungen, die das bühnenbild entwickeln. videoaufnahmen & fotografiensequenzen von Daniel Eselböck & Laurent Ziegler gestalten das bühnenbild durch übertragung auf einen bühnenscreen zusätzlich, durch das lichtdesign von Harald Michlits wird das arrangement gefasst. das stück wird auch in einer minimierten fassung im Vienna Globe, Wien präsentiert.
eine kurze filmsequenz darüber HIER - von Daniel Eselböck
"Andreas Roseneder verlässt immer wieder die traditionellen möglichkeiten der malerei, entwickelt rauminstallationen, in denen er auch die entstehung seiner bilder dokumentiert. In der performance "The Painter The Image & The Dance", aufgeführt 1999 vor Roseneder's atelier "Der Turm", sind moderner ausdruckstanz, spontanes grafisches festhalten der bewegungen, digitale fotografie und videodokumentation in ein neues künstlerisches spannungsfeld geraten."
Dr. Günter Unger, Kunstkritiker & Autor
Kubus
"Die löbliche idee, für die kunst- & kulturschaffenden in diesem land etwas zu tun, ist ja eigentlich nicht verwerflich & somit zu goutieren. Doch die titulierung Tag der offenen Tür scheint mir irgendwie unpassend, da sie eine gewisse ambivalenz in sich trägt: Denn wenn es einen tag der offenheit gibt, muss es schlussendlich 364 tage der verschlossenen tür geben, was schon sehr an das gebaren in strafanstalten erinnert. - & aus selbigem grund verschliessen wir zwar für heute nicht unsere tür, wollen sie aber verhängen, um unsere offenheit an jedem tage zu demonstrieren."
Rudolf Pinter über das project Kubus, 1998 zum "Tag der offenen Tür der Künstlerateliers", einer initiative der Burgenländischen Landesregierung & der Burgenländischen Landesmuseen