eingeboren & freigelassen
als dem pannonischen raum der sechziger & siebziger eingeborenem wurde mir - wie vielen anderen auch - die musik Franz Liszt´ nicht vorgespielt, man musste Raiding passieren, um vorm Eisernen Vorhang zu hoeren: HIER ist SEIN geburtshaus. Das geburtshaus seines kollegen Josph Haydn in Rohrau war bei autofahrten immer praesenter, vielleicht weil meine eltern dort öfter vorbeifuhren, Raiding war doch eher abgelegen: praedestiniert fuer einen geheimtipp.
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Damit war fuer Liszt dieser nachteil wieder wettgemacht, er blieb der eher geheimnisvolle kuenstlertyp, was sich über wanderschaft, frauengeschichten & schliesslich auch ueber seine musikstuecke zu einem bonus des bohemien ausbaute. Was letztlich Liszt´ musik anbelangt: mein europaeisches bevorzugt frankophil reisendes herz wurde erst ziemlich spät nach meiner eigenen waltz durch das Europa der achziger mit den klavierwerken „Années de pèlerinage“ angeschlagen. & noch heute kommt mir vor, ich haette es noch immer nicht vollstaendig gehoert, ganz so als haette Franz Liszt fuer mich noch immer geheimnisse im talon.
In meine bildnerische arbeit ist Franz Liszt nur peripher eingetreten, wieder war da Joseph Haydn vor: bei farbexperimenten zu den „letzten sieben worten des erloesers“ sind mir die vokalen stimmen dieser musik Haydns meinem versuch dermassen penetrant quergestanden, dass ich bei den klavierinterpretationen genannter „Jahre der Wanderschaft“ durch pianisten Jeffrey Swann zuflucht fand. Dabei entstanden 4 verschiedene portraits des komponisten Liszt nach historischen abbildern. Selbst kein ausuebender musiker & in kindheit durch eine strenge ungarische klavierlehrerin mit dem stock vom klaviersessel vertrieben, wurde mir zum ersten mal offenbar, was denn synaesthesie sei, wie ich sie mir damals durch die lektuere Friedrich Nietzsches immer nur rational ueber intellektuelle vorstellung beibringen hatte koennen. Endlich konnte mir ein musiker eine ahnung davon eroeffnen: ja es war ganz so, als haette Franz Liszt mir endlich einen pass zur reise zwischen den kuensten ausgestellt!
Andreas Roseneder, Januar 2011